In 4 Schritten raus aus der Sisyphus-Spirale

Wie du als Mama lästige Pflichten in etwas Angenehmes verwandeln kannst

Kennst du das Gefühl, immer wieder von vorne zu beginnen?

Wenn gerade das Wohnzimmer aufgeräumt hast, wird wieder eine Spielzeugkiste ausgeschüttet. Wenn der Boden frisch gewischt ist, wird gefühlte 3 Minuten später der Saft verschüttet. Wenn gerade das Business anfängt zu fließen, wird eines der Kinder krank. Wenn ein Kind satt ist, hat das nächste Hunger. Wenn eine Wäsche gewaschen ist hat sich ein neuer Haufen schon wieder angesammelt.

Das ist fast so wie bei Sisyphus, der immer wieder Felsen einen Berg hoch gerollt hat und als er gerade fast angekommen war, rollte er wieder ganz nach unten... und er musste von vorne beginnen.

Das kann einen manchmal wahnsinnig machen. Oder man kann das ganze einfach genießen. Du fragst dich wie? Dann lies einfach weiter.

Wir Mamas werden ja – zumindest in unserem westlichen Kulturkreis – eher nicht auf das Muttersein vorbereitet. Wie werden da quasi ins kalte Wasser geworfen. Learning by doing. Alles was man wissen muss liest man in Büchern nach, fragt eine Freundin, den Hausarzt oder liest es sogar im Internet nach...

Aber einen Führerschein fürs Kinderkriegen gibt’s nicht. Erst recht nicht für die alltäglichen Dingen. Waschen, kochen, putzen, aufräumen, Hausaufgaben machen, pflegen, wecken,... Bevor man Kinder bekommt erledigt man das so nebenbei. Man bemerkt es kaum. Weil man ja alles völlig flexibel timen und verschieben kann, wie man möchte. Essen wenn man Hunger hat, schlafen wenn man müde ist. Putzen, wenn man Lust hat...

Im Familienalltag muss man das dann schon regelmäßig machen. Alles automatisieren. Man wird so eine Art funktionierender Automat für alles. Und das macht auch nicht immer Spaß. Mamaaaaa, ich hab Hungaaaaaaa. Mamaaaaaaa, ich hab Duaaaaaast. Mammaaaaaaaa, ich musssss aufs Kloooooooohoooooo, mamaaaaaa hilfst du mir bei den Hausaufgaaaaaaaaabeeeeeeeen? Mamaaaaaaaa, mir ist scleeeeeecht....

Als Mama machst du einfach alles. Nebenbei noch zu arbeiten – sei es selbständig oder angestellt – hab ich jetzt noch nicht mal erwähnt. Oder all die bürokratischen Dinge zu erledigen, Einkäufe, immer Kleider in passenden Größen parat zu haben (und das für 4 Jahreszeiten!) oder Arzttermine zu organisieren und einzuhalten.

Fakt ist: immer, wenn eine Sache erledigt ist, beginnt schon die nächste.

Wie kann man es schaffen, dass man das ganze auch genießen kann und darin nicht verloren geht? Sich im Kreis dreht? Immer mehr die Luft raus ist?

Hier sind 4 Schritte, die dir eine kurze Anleitung geben, wie du solche „Sisyphusarbeiten“ so verwandeln kannst um sie am Ende sogar zu genießen:

Schritt 1

Grundsätzlich gilt erst mal: das ist alles Teil von deinem unverwechselbaren und einzigartigen Leben. Du hast es dir erschaffen (ja, wirklich, alles davon, auch die unangenehmen Aspekte). Die gute Nachricht ist: wenn du es dir erschaffen hast, kannst du es auch um-erschaffen oder neu erschaffen. Du hast die Fähigkeit, Dinge zu ändern. Um etwas zu verändern, muss man sich aber erstens erst mal bewusst sein, wo man steht und zweitens, wo man hin will. Schau dir in diesem Sinne doch jetzt einfach mal dein Leben an. Jetzt gleich. Nimm ein Blatt Papier und notiere dir dein „Mama-Profil“. Ganz grob und fast schon nüchtern: Wie alt, wie viele Kinder, Beziehungsstatus, wie lebst du, was ist dein Job, was sind deine täglichen Aufgaben und Pflichten und ganz wichtig: wie fühlst du dabei und wie schwer oder belastend sind diese Aufgaben für dich.

BEISPIEL (frei erfunden): „Mama, 34 Jahre, 2 Kinder (3 und 9), alleinerziehend, 20 Stunden Nebenjob in einer Apotheke – nicht anstrengend an sich aber in Kombination mit Mama-Sein schon, mache fast alles alleine: kochen, Haushalt, Freizeitgestaltung, … bin müde...keine Hilfe im Krankheitsfall, weil Großeltern zu weit weg wohnen...fühle mich alleine gelassen..., habe aber zwei liebe Mama-Freundinnen, die manchmal kurz einspringen können und für 1 Std. ein Kind nehmen oder mal was mit einkaufen können....dankbar darüber, auch für die moralische Unterstützung...“

Schritt 2

Akzeptiere, wie es JETZT ist. Atme tief durch und umarme die Situation wie sie ist. Alles ist im wandel und kann sich zum positiven verändern, wenn du es zuläßt. Nimm deinen Notizzettel und kreise jetzt Bereiche ein, für die du dir unbedingt so eine Verbesserung zum Positiven wünschst. Schreibe auf, wie du dir die Situation stattdessen wünschst. Einfach mal so frei aus dem Herzen heraus – egal ob es vor dem Verstand Sinn macht oder nicht. Aber bitte erst mal nur 2-3 Stück. Eins nach dem anderen. Wenn man sich zu viel vornimmt, überfordert man sich nur und das geht meistens nach hinten los.

BEISPIEL (ich führe das erfundene Beispiel aus Schritt 1 weiter:):

„alleinerziehend“: ich wünsche mir wieder eine Beziehung und zwar mit einem liebenden Menschen, der offen ist für meine Familiensituation und daran Teil haben möchte

„keine Hilfe im Krankheitsfall“: ich wünsche mir, dass sich eine Möglichkeit in meinem Leben auftut, so dass ich Hilfe habe, wenn ich oder die Kinder krank sind

Schritt 3

Kreise dir eine Veränderung ein, die dir am wichtigsten erscheint und überlege dir einen konkreten Schritt den du noch heute umsetzen kannst, um die Situation zu verbessern.

BEISPIEL: Thema „Hilfe im Krankheitsfall“ - Anruf bei der Nachbarschaftshilfe und nachfragen, was es für Unterstützungsmöglichkeiten gibt.

Falls dir kein konkreter Schritt einfällt, den du gehen kannst, dann erfinde erst mal eine Geschichte, wie eine Lösung aussehen könnte. Schreibe sie auf, gestalte ein Vision-Board dafür oder formuliere einfach nur eine offene Frage („was könnte Wunderbares passieren, das mich völlig überrascht und eine Lösung für Thema xy darstellt?“)... und dann....

Schritt 4

...lass los! Warte ein wenig ab und bleibe dabei optimistisch, so gut du kannst. Manchmal kommen Veränderungen schnell und manchmal muss man ihnen ein wenig Zeit geben, dass sie zu dir kommen können. Du hast nun alles getan, was nötig ist, um die ersten Schritte in eine kraftvolle Schöpfer-Haltung zu gehen. Von hier aus kannst du alles von kraft-raubend in kraft-gebend umwandeln. Wichtig ist: immer machbare , kleine Schritte und Veränderungen gehen, an die man selbst auch glauben kann. Sonst kann man sie nicht in sein Leben integrieren und „halten“.

Und auch wichtig: Geduld haben. Wenn wir Dinge in unser Leben „einladen“ ist es wichtig, nicht nach einem Tag schon wieder aufzugeben. Manchmal braucht es ein paar Tage oder auch mal Wochen, bis es an deiner Türe klopft und deine „Bestellung“ ankommt. Und bleibe offen: die Lösung könnte vielleicht anders aussehen, als du es erwartest. Am Besten erst gar keine großen Details oder Vorstellungen haben.

Durchlaufe Schritt 1-4 immer wieder mal in Bezug auf „lästige“ Themen und hole dich so nach und nach in allen Bereichen deines Lebens aus einer inneren Opferhaltung heraus. Denn diese Einstellung, dass irgendwas nicht stimmt, dass wir einen innere Widerstand haben und uns dagegen auflehnen und wehren, ist, was wirklich Kraft kostet. Nicht die Situation an sich. Das Leben besteht aus einzelnen freudigen Ereignissen und Überraschungen. Und dazwischen auch aus immer wiederkehrenden Aufgaben und Pflichten. Und da ist auch was Schönes dran. Etwas Stabiles, Strukturierendes, Grundlegendes. Das brauchen wir Menschen. Und doch wehren wir uns dagegen, weil wir durch die Medien dieses verfälschte Bild von einem glücklichen Leben vermittelt bekommen (das uns unbewusst beeinflusst).

In unserer Gesellschaft bekommen wir von früh auf eingepflanzt, dass erfolgreich und glücklich zu sein bedeutet, bestimmte Dinge zu haben oder zu erreichen. Etwas, das wir uns vorgenommen haben, zu erledigen, abzuhaken und bestimmte Ziele zu erreichen. Wir bekommen nicht beigebracht Prozesse zu erleben, zu genießen und das Hier und Jetzt wahrzunehmen. Den Weg zum Ziel zu machen.

Doch Mama-Sein dreht sich einzig und allein nur darum. Mit unseren Kindern können wir nichts abhaken, erreichen oder erledigen. Genauso wie sie wachsen und jeder Entwicklungsschritt ein Wunder in sich ist, ist das Leben als Mutter ein ständiger Prozess und ein Präsent-Sein. Unsere Kinder sind unsere Lehrer. Sie zeigen uns wie's geht. Spätestens, wenn dein Kind mal krank wird spürst du das zu 100%. Du lässt einfach alles stehen und liegen, um da zu sein. Zu sorgen. Zu pflegen.

Das Leben ist ein großes Puzzle aus kleinen und großen Wundern, aber auch Herausforderungen und banalen Pflichten. Die letzteren empfinden wir oft als lästig, anstrengend oder negativ. Aber warum eigentlich? Nicht alles kann gleich viel Spaß machen. Aber alles zusammen ergibt das farbenfrohe Spiel unseres Lebens. Das so einzigartig und wertvoll ist. Jeder Moment gehört dazu. Ein spannender Ausflug in die Berge kann genau so genussvoll sein, wie ein Regentag zuhause mit einem Haufen von Wäsche und Hausaufgaben, die zu erledigen sind. Alles ergibt Sinn und macht glücklich, wenn man das Große Ganze erkennen kann. Nicht nur die „angenehmen“ Dinge machen uns glücklich, sondern das ganze Paket mit all seinen Kontrasten.

Verändere die Dinge in deinem Leben, die du ändern kannst und willst zum Besseren. Da gibt es viel Raum und Möglichkeiten. Vor allem in den kleinen Dingen. Und da kann man auch schnell Erfolge feiern, wenn man sie wahrnimmt und wertschätzt.

Aber bei gewissen Dinge, die du nicht ändern kannst, hinterfrage mal, warum du sie eigentlich so schlimm oder anstrengend findest. Und wie du sie vielleicht in etwas Angenehmeres umwandeln könntest. In eine aktive Meditation zum Beispiel. Oder eine Achtsamkeitsübung. Oder einfach als Teil von der wundervollen Gesamtkomposition deines Familienalltags. Viele Haushaltsaufgaben kannst du so in einem anderen Licht sehen und sogar genießen.

Du bist mittendrin und das ist gut so. Denn als Mama dreht sich alles um dich. Du bist die Sonne in deinem Familien-Universum. Und je positiver du dich in deiner Rolle fühlst, um so besser geht es deinen Liebsten. Je heller du scheinst, um so wärmer ist es für alle um dich herum.

Ich bin gespannt, wie es dir mit den 4 Schritten geht und freue mich, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt.

Alles Liebe, deine Verena